Im November und Dezember 2021 findet zum ersten Mal die Kunstaktion „kunst trotzt gewalt“ im Rahmen der internationalen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt“ statt, initiiert von Frauennotruf Salzburg und gendup–Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung, in Kooperation mit FOTOHOF Salzburg.

Nach sorgfältiger Evaluierung aller eingereichten Unterlagen von Künstler*innen, Kreativen und Autor*innen hat sich die dreiköpfige Jury einstimmig für eine Auswahl von 23 künstlerischen Positionen entschieden, die an den 16 Tagen gegen Gewalt digital präsentiert werden.

Die Jury würdigt insbesondere die Einreichungen von drei Künstlerinnen:

Sigrid Langrehr aka miszSputnik gelingt es in ihrem Musikvideo zum Song „Sommerfrüchtchen“ mit viel dunklem Humor an die Themen Stalking, Bedrohung von und Gewalt an Frauen heranzugehen. Schattenspiel und Scherenschnitte montiert in Stop-Motion, mit teilweise digital nachbearbeiteten Effekten, verbildlichen ein Narrativ, das ein vermeintliches Ausgeliefertsein der Frau ihrem Verfolger gegenüber gekonnt invertiert. Die Frau wird von der Gejagten zur blutrünstigen Jägerin, der ihr zum Opfer gefallene Mann wird wortwörtlich häppchenweise eingekocht – eine Geschichte von Selbstermächtigung gekleidet in die Symbolik eines zeitgenössischen Märchens.

Helena Manhartsberger schafft in ihrer fotodokumentarischen Arbeit „Sexwork – Lock Down“ Raum für aufrichtige Portraits von österreichischen Sexarbeiter*innen, die von ihren Arbeits- und Existenzbedingungen während der Coronapandemie berichten. Begleitet von den einzelnen Stimmen der abgebildeten Personen als Textbeiträge, überzeugen die teilweise expliziten, teilweise zurückhaltenden Aufnahmen ihrer Gesichter und Körper in ihrer Direktheit und der künstlerischen Qualität.

Für die berührende filmische Verarbeitung der Lebensrealität einer 57-jährigen, HIV-positiven Ehefrau und Mutter erhält Lilla Szasz eine würdigende Erwähnung. Von ihrem unzuverlässigen, oftmals abwesenden Ehemann Béla unwissentlich angesteckt, pflegt ihn die Protagonistin Martha trotz ihres Hasses auf ihn jahrelang. Schlussendlich überlebt sie ihn und entwickelt in der Aufarbeitung ihrer Gefühle einen feministischen Aktivismus. „Positive“ ist gekennzeichnet durch eine trockene Auswahl an Fotografien, denen die ruhigen Worte Marthas eine tiefere Bedeutung verleihen.

Der Entschluss der Jury begründet sich aus einem gemeinsam entwickelten Kriterienkatalog, der folgende Paramater berücksichtigt: Im Vordergrund steht der Anspruch auf künstlerische Qualität in Ästhetik, Inhalt und Kontextualisierung, die Vermittelbarkeit der Arbeiten im digitalen Raum sowie die formale wie inhaltliche Übereinstimmung mit den Ausschreibekriterien des Open Calls.

Hildegund Amanshauser, Andrea Kopranovic, Martina Pohn